Landrat erinnert an Altkanzler Kohl – und formuliert Aufruf

Auch im Kreis Coesfeld wird in diesen Tagen an Helmut Kohl erinnert.

29.06.2017, 13:51 Uhr
Helmut Kohl nimmt 1990 in Dülmen ein „Bad in der Menge“ (Archivbild: Dülmener Zeitung, Hans Ramberg).
Helmut Kohl nimmt 1990 in Dülmen ein „Bad in der Menge“ (Archivbild: Dülmener Zeitung, Hans Ramberg).

Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr gedachte in der gestrigen Kreistagssitzung (28. Juni 2017) der Persönlichkeit und Leistung des verstorbenen Altkanzlers, dessen Beisetzung nun in Speyer erfolgt.

Einige Zeitzeugen haben Kohl bei Terminen im Kreisgebiet persönlich erlebt – bei Veranstaltungen in Dülmen und Coesfeld in den 1980er-Jahren etwa oder am 16. November 1990 bei einem Wahlkampfauftritt in Dülmen, wo fast 5000 Menschen zusammenkamen. An dieses Großereignis kann sich der Landrat auch noch gut erinnern. Er erlebte den Kanzler einige Jahre später auch während seines Studiums in Bonn, das damals noch Regierungssitz war. Der Tod Kohls war nun Anlass, nach Fotos und Filmausschnitten zu recherchieren, die den Kanzler bei Besuchen im Kreis Coesfeld zeigen. „Es ist erstaunlich, dass sich davon kaum Originalfotos in den verschiedenen Archiven erhalten haben“, findet Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr. Lediglich ein Schnappschuss mit dem Kanzler vom Besuch in Dülmen liegt dem Kreis vor. „Hier möchten wir gern weitere Fotos sammeln“, betont der Landrat und formuliert einen Aufruf an die Bürgerinnen und Bürger: „Schauen Sie doch einmal zuhause in Ihren Alben nach, ob sich dort nicht Fotos des Bundeskanzlers hier im Kreis erhalten haben – das Kreisarchiv würde sich sehr über ein Bild freuen, das wir dann gern reproduzieren.“ Der Landrat (Jahrgang 1975) gehört zu einer Generation, die durch Kohls langjährige Kanzlerschaft stark geprägt wurde. „Er konnte insbesondere auch junge Menschen begeistern. Kein Zweifel: Helmut Kohl war ein beeindruckender Staatsmann und großer Europäer, der natürlich auch kritisiert wurde.“ Helmut Kohl spielte eine entscheidende Rolle bei der Wiedervereinigung Deutschlands, an die in den 1980er-Jahren nur noch sehr wenige glaubten – wie etwa das „Kuratorium Unteilbares Deutschland“ mit dem damaligen Landrat Heinrich Knipper als Kreisvorsitzendem und Kreisgeschäftsführer Alois Bosman. Schon weit vor dem Mauerfall suchten und fanden sie einen intensiven Kontakt zu den Landsleuten in der damaligen DDR. Die Kindheit und Jugend von Helmut Kohl waren durch die Erinnerung an die Schrecken und Folgen des Zweiten Weltkrieges geprägt – seine Triebfeder für eine Politik der Versöhnung mit den europäischen Völkern. Mit dem Handschlag mit Mitterrand vor dem Kriegerdenkmal in Verdun, durch die Verständigung mit Gorbatschow und die sich anschließende Annäherung an die Sowjetunion habe Helmut Kohl einen wichtigen Grundstein für ein friedliches Europa gelegt, betont der Landrat. „Wenn es heute wieder Konflikte zwischen Ost und West gibt und die Europäische Idee durch den Brexit und antieuropäische Strömungen angefochten wird, so müssen wir uns doch stets vor Augen führen, dass uns Helmut Kohl ein wertvolles Erbe hinterlassen hat, welches wir schützen und bewahren müssen“, fasst Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr zusammen. Wer Fotos findet, kann sich gern an Kreisarchivarin Ursula König-Heuer unter der Telefonnummer 02541 / 189140 wenden.