Hier trafen sich Fachleute aus der Land- und Forstwirtschaft, der Imkerei und der Jagd, aber auch der Naturschutzverbände auf Einladung von Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr zum fachlichen Austausch; im Fokus stand die Frage, wie man Artenvielfalt in den Freiflächen der Siedlungsbereiche bewahren und fördern kann.
Dass zum Erhalt der Artenvielfalt nicht nur Menschen in der freien Landschaft, sondern auch die Bewohner der Wohngebiete beitragen können, machte Landrat Dr. Schulze Pellengahr in seiner Begrüßungsansprache deutlich: „Es gibt in jedem Garten Bereiche, die nicht intensiv gepflegt werden müssen, in denen auch Wildpflanzen wachsen können. Denn Wildpflanzen stellen die Nahrungsgrundlage für unsere Insekten und Vögel dar.“ So sei es schade, wenn mehr und mehr Vorgärten in reine Steinwüsten umgewandelt würden, in denen keine Nahrungsgrundlage für Insekten und Vögel zu finden sei, so der Landrat weiter. Geeignete Möglichkeiten und Maßnahmen wurden im Anschluss durch Fachvorträge aufgezeigt. Dr. Irmtraud Papke vom Biologischen Zentrum des Kreises Coesfeld in Lüdinghausen stellte Arbeitsschwerpunkte vor und gab Empfehlungen zur Anlage einer Blumenwiese und von Hochstaudenbeeten mit heimischen Pflanzenarten. „Verschiedene Saatgutmischungen werden auf unserem Gelände ausprobiert, und die Ergebnisse können von unseren Besuchern bestaunt werden. Besucherinnen und Besucher beraten wir gerne bei allen Fragen rund um naturnahe Gärten“, betonte sie. Der Geschäftsführer des Naturschutzzentrums des Kreises Coesfeld, Thomas Zimmermann, informierte über die Ergebnisse der bisherigen Kartierungen der Wegränder und Säume, aber auch über insektenfreundliche Techniken, die helfen, bei der Mahd von Straßenrändern die Beeinträchtigungen zu minimieren. „Die Artzusammensetzung der Wegränder ist in einigen Abschnitten so vielfältig und interessant, dass sie durchaus als Saatgutpool für Neuansaaten auf anderen Flächen genutzt werden können“, erläuterte er. Dies nahm der Runde Tisch zum Anlass, um auch einen Appell an die jeweiligen Straßenbaulastträger zu richten. Denn auch entlang der Straßen und Wege ist viel Potential für Insekten und weitere Lebewesen. Hier sollte die Mahd auf ein Minimum beschränkt werden und nur soweit erfolgen, wie es die Verkehrssicherheit zwingend erfordere. Christoph Steinhoff von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Coesfeld gab einen Überblick über die Lebensräume für Tiere und Pflanzen, die im besiedelten Bereich vorkommen; er zeigte anhand von Beispielen auf, wie ökologische Aufwertungen in Gärten und Grünflächen, aber auch auf Friedhöfen und selbst an Gebäuden und Mauern möglich sind: „Die Fläche aller Gärten entspricht in etwa der aller Naturschutzgebiete in Deutschland. Dies verdeutlicht das enorme Potential für die Erhöhung der Artenvielfalt, das in vielen Gärten schlummert.“ Der Runde Tisch ruft alle Bürgerinnen und Bürger auf, bei der Gestaltung ihrer Gärten und Vorgärten an die kleinen Lebewesen aus der Insektenwelt zu denken. Kiesflächen oder fremdländische Nadelgehölze bieten keine Nahrung und keinen Lebensraum. Ein „wilder“ Garten und ein Teich dagegen bieten schon vielen Arten eine Überlebensmöglichkeit. Die zukünftige Besetzung und die Aufgabenstellung des Runden Tischs Biodiversität waren ein weiterer Themenschwerpunkt an diesem Abend. Zukünftig soll der Runde Tisch aus einem „harten Kern“ von für den Artenschutz relevanten Akteuren bestehen, der Konzepte entwickelt und zu dem nach Bedarf weitere Fachleute eingeladen werden. Mit dieser Neustrukturierung soll der Runde Tisch schneller auf aktuelle Probleme reagieren und die notwendigen Maßnahmen zur Erhöhung der Artenvielfalt erarbeiten können. Zukünftig tagt der Runde Tisch zweimal im Jahr, die nächste Sitzung ist bereits für den Oktober 2019 angesetzt. Die Maßnahmenvorschläge werden anschließend in die Verwaltungen der Städte und Gemeinden des Kreises, aber auch über die jeweiligen Berufsvertretungen in die Bevölkerung getragen. Abschließend legte der Runde Tisch die Fachthemen für die nächste Tagung fest: Auf der Tagesordnung stehen dann die Vermeidung von Lichtverschmutzung bei künstlicher Beleuchtung, die Entwicklung von Verwendungsmöglichkeiten von Mahdgut der Wegränder und Säume sowie die Anlage von Gewässern in Wäldern zur Unterstützung der Wildtiere in trockenen Jahreszeiten.Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr (10.v.l.) mit den Beteiligten des Runden Tisches