Kandidaten-Portrait von Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr

WN/AZ-Interview: Landrat beantwortet Fragen von Redakteurin Viola ter Horst

AZ-Redakteurin Viola ter Horst stellte nun beiden Landratskandidaten verschiedene Fragen zu ihrer Kandidatur bei der bevorstehenden Kommunalwahl, das auf der Kreisseite in den WN/AZ am 6. September 2025 erschienen ist. Aus Platzgründen sind manche Fragen jedoch gekürzt wiedergegeben worden. Die vollständigen Antworten von Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr können sie nachfolgend lesen. 

Landrat Dr. Christian Schulze PellengahrLandrat Dr. Christian Schulze Pellengahr

Was läuft gut im Kreis Coesfeld?

Der Zusammenhalt in unserer Bevölkerung und ein vielfältiges Ehrenamt! Hier packen die Menschen an und achten gegenseitig auf sich. Aber auch unser Arbeitsmarkt zeigt sich dank vieler mittelständischer Betriebe sehr robust und bietet auch in Zeiten der Rezession viele attraktive Arbeitsplätze.

Was würden Sie ändern?

Wenn ich es könnte, würde ich gerne viel unnötige Bürokratie abbauen, denn das bindet viel zu viel Kraft, Zeit und Geld. Leider haben wir als Kreis jedoch die Vorgaben von Bund und Land umzusetzen und können selbst nur sehr wenig daran ändern. Viele Verfahren dauern einfach zu lange. Das müsste schneller gehen.

Das dringendste Problem?

Mit Blick auf den Haushalt 2026, den wir aktuell planen sicherlich der starke Anstieg der Umlage, die wir an den LWL in Münster zahlen müssen, da dieser viele Leistungen erbringen muß, für die er von Land und Bund zu wenig Mittel erhält, so dass wir dann über die LWL-Umlage inzwischen mehr als 77 Mio. EUR im Jahr bezahlen müssen.

Was wollen Sie tun, damit der Kreis attraktiver wird für junge Menschen?

Neben der Verbesserung des ÖPNV möchte ich auch die Digitalisierung der Verwaltung weiter vorantreiben, denn vor allem jüngere Menschen wollen ihre Anliegen möglichst komplett digital erledigen können. Da haben wir in den letzten Jahren schon eine Menge an Vorarbeit geleistet, die es jetzt weiter umzusetzen gilt.

Die Berufskollegs sind in Trägerschaft des Kreises – wie sehen Sie da die Zukunft?

Wir investieren bereits seit Jahren viel in unsere Berufskollegs, wie aktuell am RvW in Lüdinghausen. Als nächster großer Schritt steht dann die Sanierung des Pictorius in Coesfeld auf der Agenda. Der Bau ist gut 50 Jahre alt und muß von Grund auf saniert werden, wofür wir rund 40 Mio EUR investieren. Das ist ein klares Signal für den Erhalt unserer beruflichen Bildung, denn sie ist das Rückrad für unsere Wirtschaft, die gute und qualifizierte Arbeitskräfte braucht.

Warum treten Sie noch einmal an?

Mit 49 Jahren denke ich noch nicht an Rente und Ruhestand. Ich möchte weiterhin meine Arbeitskraft ganz dem Kreis Coesfeld zur Verfügung stellen, da mir die Arbeit viel Freude macht. Gemeinsam mit der Bürgerschaft, meinen engagierten Mitarbeitenden in der Kreisverwaltung und den Städten und Gemeinden möchte ich weiter daran arbeiten, dass unser Kreis auch künftig auf gutem Kurs bleibt.

Wie verlief der Wahlkampf bis jetzt – besondere Erinnerungen/Besonderheiten? Gab es z.B. auch Zurückweisungen beim Haustürwahlkampf? Wieviele Menschen haben Sie aufgesucht?

Der Wahlkampf gibt in besonderem Maße die Möglichkeit, mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Ob am Wahlstand, unterwegs in Wohngebieten an den Haustüren oder aber in unzähligen Terminen habe ich viele gute Gespräche geführt. Zurückweisungen habe ich dabei bisher nicht erlebt, vielmehr war man angenehm überrascht, dass ich mir die Zeit nehme, um so direkt mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen. Das macht mir viel Freude. Bei der Vielzahl der Gespräche habe ich diese nicht gezählt, sondern nutze gerne jede Gelegenheit, um in den Austausch zu treten, um manche Dinge zu erklären, aber auch, um zu erfahren, welche Anliegen die Menschen bei uns im Kreis haben.

In einem Satz:  Ich möchte Landrat werden… weil: es die schönste Aufgabe ist, für die Menschen in meinem Heimatkreis zu arbeiten und sich für die Region einzusetzen.

In einem Satz II: Warum sollte man Sie wählen? Einerseits habe ich in den zurückliegenden Jahren mit ihren Krisen und Herausforderungen gezeigt, dass ich weiß, wie man eine große Verwaltung und auch eine Kreispolizeibehörde führen kann. Andererseits bringe ich als Kind der Region und als Familienvater von drei Kindern auch die nötige Motivation mit, alles dafür zu tun, damit unsere Kinder auch weiterhin hier gut aufwachsen, leben und später auch arbeiten können.

Ja oder Nein – und ein kurzer Satz zur Begründung:
Mehr Windräder im Kreis Coesfeld? Nein: Wir haben inzwischen mit den bereits genehmigten Anlagen aus meiner Sicht das verträgliche Maß des Ausbaus an Windenergieanlagen im Kreis Coesfeld erreicht und die vom Land vorgegebene Zielvorgabe dann insgesamt auch deutlich übererfüllt. Daher sollten künftig allenfalls nur noch da Windenergieanlagen gebaut werden, wenn dies vor Ort auch ausdrücklich gewünscht wird.

Kindergarten-Plätze kostenlos?

Nein: Unsere sozialverträgliche Beitragsstaffelung nimmt Rücksicht auf die Leistungsfähigkeit der Eltern. Natürlich wäre es ein nettes Wahlgeschenk, aber wir können uns das leider finanziell einfach nicht leisten, denn am Ende müssen es die Städte und Gemeinden über die Jugendamtsumlage bezahlen. Diese müssten dann die Grundsteuern für alle Bürgerinnen und Bürger erhöhen, das würde dann auch alle belasten. Die Elternbeiträge decken aktuell ohnehin lediglich rund 8 % der Kitakosten ab, die übrigen 92 % werden bereits durch öffentliche Mittel finanziert.

Mehr Busverbindungen, besserer ÖPNV?

Mehr geht natürlich immer, aber auch das müssen wir natürlich finanzieren können. Wir haben in den letzten Jahren deutlich mehr in unseren ÖPNV investiert und auch Fördermittel von Land und Bund hierfür in Höhe von rund 11 Mio EUR eingeworben. Der S 90/ X 90 ist hier deutlich verbessert worden, aber auch andere Linien haben wir ausgebaut oder neu eingerichtet. Hier möchte ich das gute Angebot verstetigen und bedarfsgerecht ausbauen.  

Ganz kurz:
Ihr Lieblingsplatz im Kreis Coesfeld? Die Burg Vischering in Lüdinghausen.  

Lieblings-Hobby?

Regionalgeschichte – hier reizt es mich immer wieder zu erforschen, wie die Menschen früher bei uns im Kreis Coesfeld gelebt haben. Da gibt es spannende Geschichten zu erzählen…

Wo verbringen Sie Ihre Freizeit am liebsten?

Am liebsten bin ich in meiner Freizeit mit meiner Familie zusammen. Wo das ist, ist dann schon fast egal. Wir wandern gerne zusammen, fahren aber auch gerne zur Nordsee. Hier ist unsere Lieblingsinsel Wangerooge.